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Tale | Trapper Serie: Schreibdisziplin

Immer wieder im Rahmen der Tale Trapper Serie stolperst du über die Aufforderung, so viel zu schreiben wie es geht. Nicht gerade sexy die Vorstellung, vor allem weil es mitunter mühselig sein kann, sich allein an ein leeres Blatt Papier zu setzen und durchzuziehen. Deswegen dieses Mal ein paar Tipps zum Thema Schreibdisziplin.


Ein Autor sitzt mit erhobenen Händen an seinem Schreibtisch und freut sich

Der Titel dieser Folge ist keineswegs leichtfertig gewählt. Denn am Ende geht es genau darum: Disziplin. Dieses Wort ist der Schlüssel für so vieles und eine Definition davon gar nicht mal so einfach. Die beste habe ich von einem ehemaligen Navy-Seal des US-Militärs namens Jocko Willink gehört, die ungefähr lautete: „Disziplin ist: genau die Dinge zu tun, die du nicht tun willst, von denen du aber weißt, dass du sie tun solltest.“ Darin steckt schon der Konflikt zwischen Emotion und Wahrheit. Während beispielsweise ein Eisbad Schmerzen bedeutet und in der Regel unsere innere Stimme brüllt und schreit, je näher wir dem kalten Wasser kommen, geht es uns nachweislich sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene besser, wenn wir uns regelmäßig einer derartigen Tortur unterziehen. Deswegen nenne ich es konkret Schreibdisziplin nicht Schreibmotivation. Motivation ist ein Gefühl und wenn du dich auf Motivation verlässt, bist du einer Kraft mit Haut und Haaren ausgeliefert, die mit Wahrheit und Realität nichts zu tun hat. Es wird zu viele Tage geben, an denen du dich nicht in der Stimmung dazu fühlst eine Seite zu füllen, in der deine eigene emotionale Verfassung mit dem emotionalen Inhalt einer zu schreibenden Szene kollidiert, an denen die Stimme in deinem Innern sagt: „Ach, heute kannst du es aber wirklich einmal ausfallen lassen.“ An Disziplin kommen wir einfach nicht vorbei, wenn wir lernen wollen besser zu schreiben. Aber es gibt natürlich immer konkrete Maßnahmen, die beim Thema Schreibdisziplin unter die Arme greifen können.


Worüber eigentlich?

Oft sitzt man vor einer leeren Seite und grübelt, was eigentlich am Ende dastehen soll. Um diese Ausrede zu eliminieren, solltest du damit beginnen, 24 Stunden am Tag offen für Ideen zu sein. Am besten du legst dir ein kleines Notizbüchlein zu oder erstellst ein Dokument in deiner Notiz-App. Wann immer dir am Tag Menschen oder Dinge begegnen, die interessant sind, oder dir Gedanken zufliegen, die sich in einen Text entwickeln könnten, schreibe sie auf. Auf diese Weise baust du dir deinen eigenen kleinen Ideenkasten, in dem du bei Bedarf stöbern und das geeignete Thema herauspicken kannst. Alternativ kannst du immer auch das alt bewährte First Come, First Serve Spiel spielen. Das bedeutet, dass du den ersten Gedanken aufgreifen musst, der dir in den Sinn kommt, ganz egal wie abwegig, schepp oder verrückt dieser auch sein mag.


Zeit vs. Menge

Du solltest dir immer ein Schreibziel setzen. Ob du dabei auf ein Zeitintervall oder auf eine Zeichenanzahl setzt, hängt stark von dir und deiner Alltagssituation ab. Ich persönlich nutze aktuell meistens Zeitintervalle, in denen ich nichts anders tue als zu schreiben (meistens ein bis zweimal 45 Minuten). Das funktioniert für mich besser, weil ich so meinen restlichen Aufgaben und Verpflichtungen nachkommen kann. Es gab aber in der Vergangenheit auch schon Schreibprojekte, bei denen ich die andere Variante angewandt habe (Mein persönliches Maximum waren dabei 10 Normalseiten pro Tag). Probiere am besten beide Varianten aus.


Beauty is a Bitch

Wenn du dich in der Produktionsphase befindest, also einen Text das erste Mal zu Papier bringst, kümmere dich nicht um die Schönheit der Worte, die Qualität des Textes, um Rechtschreibung, Grammatik etc. Es ist ein bisschen wie bei einem Brainstorming, du solltest dich in dieser Phase nicht um Kritik kümmern, sondern nur um das Erschaffen. Alle Fehler, Ecken, Kanten und seien sie noch so grob, wirst du im Rewrite glätten können. Wenn du stattdessen bei jedem Satz hängen bleibst und dich verkünstelst, wirst du nicht vorankommen. Ich verwende manchmal sogar Platzhalter. Wenn mir zum Beispiel partout kein passendes Adjektiv für eine bestimmte Stelle einfällt, schreibe ich einfach ADJEKTIV hin und gebe das Problem damit weiter an den Zukunfts-Lukas. Der wird dann schon was passendes finden. Selbiges gilt für ganze Passagen oder Szenen, zu denen du einfach keinen Zugang finden kannst. Überspringe die betroffene Stelle und mache mit etwas anderem weiter. Immer daran denken: der Rewrite kommt noch früh genug!


Musik oder Nichtmusik, das ist hier die Frage…

Ich habe ein recht zweigespaltenes Verhältnis zur Musik beim Schreiben. Prinzipiell kann Musik auf unterschiedliche Weise ein wertvolles Instrument – no pun intended – sein, wenn es um die Textproduktion geht. Beispielsweise kann ein bestimmtes Lied als Anker dienen, das deinen Kopf mit der Zeit automatisch in den Schreibmodus versetzt. Wenn du immer denselben Track am Anfang einer Schreibsession hörst, wird dein Gehirn diese Melodie irgendwann mit der Textproduktion verbinden und du kommst schneller in einen Fluss. Auch können Stücke, die einen bestimmten emotionalen Ton haben, dir dabei helfen dich in eine gewisse Stimmung zu versetzen, die zum Inhalt des Geschriebenen passt. Ich persönlich kann nur mit Musik arbeiten, die keine Lyrics besitzt und manchmal lasse ich sie sogar ganz weg, weil es mir damit schwerer fällt zuzuhören. Das klingt ein bisschen komisch, aber es ist fast so, als würde die Musik meine innere Stimme übertönen. Wie das bei dir ist, kannst du nur selbst herausfinden…



Unabhängig von diese Methoden, wird es sich immer lohnen, wenn du die Disziplin aufbringst regelmäßig zu schreiben. Es ist eine Form der Meditation und funktioniert ein bisschen wie mit Sport. An den meisten Tagen, muss man sich zu Beginn dazu zwingen, aber hinterher fühlt man sich immer besser. Deswegen: Ran an die Tasten, fertig, los!

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