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Die Spitze des Eisbergs - Schnell-Checkliste zur Buchveröffentlichung

Aktualisiert: 20. Sept. 2021



Das eigene Buch bei Hugendubel im Regal… Das wär schon was! Wo aber anfangen, wenn man eben noch keine zwei Dutzend Bücher veröffentlicht hat und gerade mal den Unterschied zwischen Publikumsverlag und Kleinverlag kennt?

An exakt diesem Punkt stand ich vor gut zwei Jahren. Genau genommen hatte ich das Problem, ein Thema für meine Bachelorarbeit zu finden. Weil ich damals noch mit dem sozialen Projekt Lichthunger beschäftigt war, wollte ich keinen Film als Arbeitsthema aufgreifen. Aber ich hatte da noch dieses halbfertige Manuskript in der Tasche und entschloss mich kurzum – es glich tatsächlich mehr einer fixen Idee als einer wohlüberlebten Entscheidung – mein Medienmanagementstudium mit einer Arbeit zur Buchveröffentlichung zu beenden.


Weil ich bis dato alles andere als ein Experte auf dem Gebiet war, versuchte ich die Qualität der BA durch drei Stützen zu gewährleisten: Erstens betrieb ich intensive Literaturrecherche (was ich nur bedingt empfehlen kann – wissenschaftlich Werke zum Verlagswesen und der Buchbranche sind zuweilen doch sehr trocken aufbereitet). Zweitens versuchte ich durch halbstandardisierte Experteninterviews spannende Einblicke in die Praxis zu gewinnen (Am Ende erklärten sich die Bestseller-Autorin Tanja Kinkel, der Verlagsexperte Prof. Ulrich Huse, die Literaturagentin Julia Eichhorn, der Selfpublisher Siegfried Langer, die Fantasy-Autorin Liza Grimm und der Selfpublishing-Experte Matthias Matting zu den Interviews bereit). Schließlich bildete die Veröffentlichung meines ersten Buches Augenreisser die dritte Stütze, anhand derer ich die Tipps und Tricks aus der Literatur sofort „am lebendigen Objekt“ erproben konnte.

Weil eine wissenschaftliche Arbeit durchaus zäh zu lesen ist und man sich ja nicht unnötig den Nachmittag verderben muss, habe ich hier eine kurze Checkliste zusammengestellt, die auf einen Blick das gröbste zum Thema abdeckt:


1. Bei der Erstellung des Manuskripts


- Testleser organisieren und die Rohfassung scharf kritisieren lassen

- Mehrere, zeitlich voneinander abgetrennte Rewrites durchführen


Geduld… das ist wohl der Schlüssel und während ich diese Zeile schreibe, frage ich mich auch schon, ob ich mich damit eigentlich selbst verarschen will. Denn: Ich selbst hatte absolut keine! Und ich bin mir sicher, dass es einigen genauso gehen wird, die gerade ihr erstes Buch fertig geschrieben haben und veröffentlichen wollen. Dennoch solltet ihr euch, wenn es irgendwie geht, ein wenig zügeln. Wartet ein bis zwei Wochen ab, ohne einen Blick auf das Manuskript zu werfen und lest es dann erneut. Zu guter Letzt noch ein ganz heißer Tipp: Lest das Buch mindestens einmal in gedruckter Form. Ich mache das meistens, wenn ich mir einen Probedruck bestelle, um die Farben des Covers zu überprüfen. Es mag banal klingen, aber mir fallen beim Lesen der gedruckten Ausgabe immer noch ganz andere Dinge auf, als wenn ich nur am Laptop korrigiere!


2. Manuskriptverkauf


- Recherchiert, ob euer Arbeitstitel noch nicht vergeben ist und nutzt ggf. eine Titelschutzanzeige (Zum Beispiel bei Buchmarkt; verlasst euch bei der Titelrecherche nicht nur auf Google, sondern seht auch beim Register des deutschen Patent- und Markenamtes nach)

- Sucht Literaturagenturen und Verlage, auf die euer Genre passt

- Erstellt ein Exposé und orientiert euch dabei an den Vorgaben der Verlage bzw. der Literaturagenturen (Die gewünschten Inhalte sind meist auf deren Internetseiten aufgeführt)

- Denkt an betriebswirtschaftlich relevante Fragen (Zielgruppe, Vermarktungsmöglichkeiten, USP)

- Exposé und Manuskriptauszug sollten möglichst fehlerfrei und korrekt sein

- Denkt über ein „Project Summary“ nach, also über eine separate Extra-Seite, auf der ihr die wichtigsten Informationen eures Buchprojekts zusammentragt

- Schickt eure Exposés zuerst an Literaturagenturen und dann (bei Absage) an Verlage


Natürlich könntet ihr heutzutage einfach direkt den Weg des Self-Publishing wählen, jedoch würde ich aus zwei Gründen jedem empfehlen, zunächst den Versuch zu starten, das Manuskript „an den Mann“, oder besser an einen Verlag zu bringen. Zum einen könnte es durchaus sein, dass ihr einer der wenigen seid, die gleich ihr erstes Manuskript erfolgreich verkaufen. Zum anderen birgt die Arbeit an einem Exposé große Chancen und vor allem Einsichten, die später beim Selfpublishing sehr, sehr wichtig sein werden. Dadurch, dass ihr euch zwingen müsst, die eigene Arbeit vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu beurteilen – denn Verlage sind nun einmal genau das: Wirtschaftsunternehmen, die nahezu ausschließlich anhand von wirtschaftspolitischen Kriterien Entscheidungen treffen – nehmt ihr einen Blickwinkel ein, der für erfolgreiches Selfpublishing unabdingbar ist.


3. Veröffentlichen im Selfpublishing


- Selfpublishing-Dienstleister und ihre Angebote vergleichen (Es gibt einige, zum Beispiel Books on Demand, Epubli, Tredition, Twentysix und, und, und)

- Lektorat und/oder Korrektorat (Ist leider auch immer eine Preisfrage. Zumindest beim Korrektorat könnt ihr kostengünstigere Angebote zum Beispiel von Germanistik-Studenten bekommen. Dennoch hat Qualität natürlich (fast) immer ihren Preis)

- Für Zielgruppe und Inhalt passendes Cover erstellen (Oder erstellen lassen. Es gibt auch einen recht großen Markt für vorgefertigte Buchcover)

- Anfertigung eines Probedrucks

- E-Book Erstellung erlernen oder in Auftrag geben (Ich nutze Calibre in Kombination mit Sigil und hasse es jedes Mal aufs Neue…)


„Selfpublishing kostet ja nichts“, stimmt leider überhaupt nicht. Zwar ist die Nutzung der Selfpublishing-Dienstleister häufig kostenlos (haltet euch übrigens unbedingt fern von Pseudoverlagen – das sind Assis, die von euch verlangen, einen Teil der Druckkosten selbst zu tragen), jedoch kommen einige mehr oder weniger hohe Kosten auf euch zu. Es beginnt beim sehr wichtigen Lektorat und Korrektorat, denn euer Buch sollte natürlich einem möglichst hohen qualitativen Standard entsprechen. Leider sind Lektorate – wie man im Volksmund sagen würde – schweineteuer! Ich selbst hatte das Glück, dass ich mit Vanessa Schediwy eine junge und sehr talentierte Lektorin gefunden habe, die gewissermaßen ein Herz für Jungautoren hat und bezahlbare Preise trotz sehr guter Qualität anbietet (Ihr könnt Vanessa gerne für euer Projekt anfragen, schreibt ihr am besten eine Mail: vanessa.schediwy@t-online.de). Für den Geldbeutel weniger schmerzhaft, aber dennoch nicht zu vernachlässigen, ist das Cover. Durch meinen Background als Medienmanager konnte ich meine Titelseiten bisher selbst produzieren, aber auch für diejenigen, für die Photoshop ein Buch mit sieben Siegeln darstellt, gibt es sehr gute und preislich stark differenzierte Alternativen. Googelt einfach nach ‚Buchcover kaufen‘ und ihr werdet fündig!


Puh, das war sie, die Spitze des Eisbergs. Also wirklich nur die Spitze, denn natürlich fehlen noch haufenweise Informationen, die viel mehr in die Tiefe gehen. Das Thema Buchmarketing, Verlage, Markenpersönlichkeit etc. haben wir ja nicht einmal angekratzt, aber ich glaube, das hebe ich mir für separate Blogposts auf ;)

Es ist definitiv falsch zu sagen, dass man als Selfpublisher ohne Aufwand und ohne Kosten Bücher veröffentlichen kann. Fakt ist jedoch, dass wir uns in einer besseren Lage befinden als die Autoren vor zehn, zwanzig Jahren. Damals waren Literaturagenten und Verlagslektoren wahre „Gatekeeper“ – wenn sie nicht wollten, konnte man sein Buch auch einfach nicht veröffentlichen. Heute ist das vor allem dank des Print-on-Demand - Verfahrens anders, dennoch hat alles seinen Preis. Es ist wichtig zu erkennen, dass man als Selfpublisher selbst zum Verlag wird, selbst zum Covergestalter, selbst zum Marketingexperten usw. Jedoch empfiehlt es sich dennoch dranzubleiben, denn: Es ist nicht unüblich, dass sich die großen Publikumsverlage auf dem Selfpublishing-Markt umsehen. Wer auffällt und im „Alleingang“ gute Arbeit leistet, hat also recht gute Chancen, die eigenen Bücher bald bei jedem Hugendubel im Regal stehen zu sehen…


P.S.: Wenn du ganz tief einsteigen willst, dann schreib mir per Mail: Ich stelle jedem Interessenten meine Bachelorarbeit kostenlos zur Verfügung. Darin findet sich auch ein tabellarischer Vergleich der Selfpublishing-Dienstleister, ein Beispiel-Exposé, die abgedruckten Experteninterviews uvm.

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